Seit dem Jahr 2021 gilt eine neue 30-jährige Klimanormalperiode: der Zeitraum 1991-2020. Sie stellt den neuen Standard für klimabezogene Analysen und Anwendungen dar und wird anders als bisher alle 10 Jahre angepasst. Um das gegenwärtige Klima zu beschreiben, soll gemäß der WMO die jüngste Klimanormalperiode, also 1991-2020, herangezogen werden. Für die langfristige klimatologische Einordnung empfiehlt die WMO deshalb weiterhin die Periode 1961-1990 zu betrachten. Der Vergleich in unseren Tabellen wurde mit dem Standard aus 1991-2020 erstellt.
Der Januar 2022 startete ungewöhnlich mild, bevor es ab dem 05. Januar durch das Tief „Annette“ zu niedrigeren Temperaturen mit Starkregen und Schnee bis in die tieferen Lagen kam.
Im weiteren Verlauf war es meist wolkig mit vereinzelten Niederschlägen. Der Monat endete mit Sturmböen, teils schweren Sturmböen und Orkanböen. Insgesamt war der Monat deutlich zu mild und wenig winterlich, Nachtfröste traten eher selten auf. Die Niederschläge fielen gegenüber dem langjährigen Mittel etwa 11 % geringer aus und auch die Sonnenscheindauer blieb im Defizit.
Der Februar war geprägt von kräftigen Tiefdruckgebieten, die milde Temperaturen und viel Niederschlag mitbrachten. Die Sturm-, beziehungsweise Orkantiefs „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ verursachten vom 17. bis zum 21. Februar vor allem in der Nordhälfte erhebliche Waldschäden, an der Nordsee gab es eine Sturmflut. Diese unruhige Wetterlage wurde am Ende des Monats durch ein Hochdruckgebiet beendet. Es folgten sonnige Tage mit niedrigen Temperaturen. Der Monat war deutlich zu warm und mit 85 Sonnenstunden auch um 12 % sonniger als das langjährige Mittel. Trotzdem brachte der Februar reichlich Regen, es waren im Mittel über Deutschland etwa 50 % mehr als im Vergleichszeitraum.
Der März startete kühl mit verbreiteten Nachtfrösten. Ab dem zweiten Monatsdrittel wurde es deutlich milder, es kam teilweise zu frühlingshaften Temperaturen. Die vom regenreichen Februar durchnässten Böden trockneten oberflächlich ab. Durch langanhaltenden Hochdruckeinfluss kam es zu intensiver Sonneneinstrahlung, Niederschläge blieben fast gänzlich aus. Dadurch stieg die Waldbrandgefahr schnell an. Erst am Ende des Monats wurde es wieder etwas kälter und es gab noch einmal einen kurzen Wintereinbruch. Der März 2022 war der sonnenscheinreichste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen 1951, die Sonne schien 235 Stunden und somit 86 % mehr als im vieljährigen Mittel. Außerdem war der Monat etwas zu mild und sehr niederschlagsarm.
Unter Tiefdruckeinfluss begann der April mit leichten Frösten, windigen und stürmischen Phasen und häufigen Niederschlägen. In der zweiten Dekade kam es unter Hochdruckeinfluss zu einer trockenen Phase mit kalten Nächten und sonnigen Tagen. Zum Ende des Monats kam es gebietsweise zu starken Regenfällen und Starkregenereignissen. Die Niederschlagshöhe betrug deutschlandweit 56 mm und lag um 30 % über dem Mittel von 43 mm. Leider waren die Regenmengen sehr ungleich verteilt, so dass es zum Beispiel in Niedersachsen und Schleswig-Holstein ein Plus gab, in Mecklenburg-Vorpommern hingegen etwa 10 % weniger Niederschlag als im Mittel fiel. Ansonsten war der Monat im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1990-2020 kühler und sonniger.
Der Mai 2022 war im Durchschnitt etwa 1,3 Grad wärmer als im Schnitt der vergangenen 30 Jahre, die Sonne schien etwa 16 % mehr. Der Monat startete allerdings kühl und teilweise sogar mit Frostnächten. Erst im zweiten Drittel wurde es deutlich wärmer. Die Hitze brachte aber auch Unwetter mit. So wurden zum Beispiel am 20. Mai unter dem Einfluss von Tief „Emmelinde“ sechs Tornados in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beobachtet. Es kam zu starken Schäden in Lippstadt und Paderborn. Trotz dieser heftigen Gewitter war der Monat deutschlandweit gesehen mit 47 l Regen deutlich zu trocken. Vor allem im Osten und in den Mittelgebirgen gab es kaum Niederschläge.
Auch der Juni begann zunächst leicht wechselhaft mit gemäßigten Temperaturen. Niederschläge gab es vorwiegend im Norden und in Bayern. In der zweiten Dekade blieb der Regen im ganzen Land aus, die Böden trockneten aus. Dazu kam ab dem 18. Juni eine extreme Hitzewelle, bei der Temperaturen von bis zu 39,2 °C gemessen werden konnten. Da es im Osten immer noch extrem trocken war, wurde die höchste Waldbrandwarnstufe erreicht, es brachen größere Brände aus. Der Monat war mit durchschnittlich 60 l/m² deutlich zu trocken. Er war der viertwärmste und drittsonnigste Junimonat seit 30 Jahren.
Noch trockener wurde es im Juli, es fiel bundesweit nur etwa ein Drittel der durchschnittlichen Menge im Vergleichszeitraum. Am schlimmsten war die Trockenheit in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Hessen. Viele Flüsse führten Niedrigwasser. Am Rhein konnten deshalb die Schiffe maximal nur noch mit halber Beladung fahren. Auch im Osten der Republik entspannte sich die Lage nicht, es kam zu weiteren großflächigen Bränden. Obwohl es zu neuen Hitzerekorden kam, zum Beispiel 40,1 °C in Hamburg, lag das Temperaturmittel dieses Monats weniger als 1 ° über dem langjährigen Mittel. Die Sonnenscheindauer lag etwa 18 % über dem vieljährigen Mittel, dabei wurden die Werte meist im Süden überschritten, der Norden hatte etwas weniger Sonnenschein.
Der August präsentierte sich unter Einfluss sonnenscheinreicher Hochdruckgebiete hochsommerlich. Im Südwesten des Landes war jeder Tag des Monats ein Sommertag (Temp. ≥ 25 °C), landesweit waren es 20 Tage. In der Folge lag die Sonnenscheindauer mit 273 Stunden deutlich über dem vieljährigen Mittel und auch die Mitteltemperatur lag 2,3 % über dem Durchschnittswert. Auch der Niederschlag fiel wie in den Vormonaten nicht in allen Landesteilen gleichmäßig und insgesamt etwa 36 % unter dem Mittel. Der Monat war der zweitwärmste seit 1881 und der zweitsonnigste August sei 1951.
Der September stand in den ersten Tagen unter Hochdruckeinfluss, dadurch gab es sehr viel Sonnenschein und hochsommerliche Temperaturen, aber schon bald änderte sich die Wetterlage und Tiefs vom Atlantik brachten ergiebige Regenfälle und herbstliche Temperaturen. Die monatelange Trockenheit endete.
Insgesamt war der Monat zu kühl und deutlich nasser als im Vergleichszeitraum. Mit 99 mm waren es 57 % mehr als das langjährige Mittel.
In den ersten Tagen des Oktobers setzte sich zunächst das kühle und nasse Herbstwetter fort. Nachdem aber im zweiten Monatsdrittel die Strömung auf Südwest gedreht hatte, präsentierte er sich spätsommerlich warm und sonnig. So wurden Ende des Monats bis zu 29°C gemessen.
Der Monat war sehr sonnenscheinreich und war zusammen mit dem Oktober 2001 der wärmste Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. Das Niederschlagsmittel lag 22 % unter dem langjährigen Durchschnitt.
Das milde und sonnenreiche Wetter hielt in den ersten Tagen des Novembers zunächst noch an. In der zweiten Monatshälfte trennte eine Luftmassengrenze über mehrere Tage kalte Festlandsluft im Nordosten von milder Meeresluft im Südwesten. Während es südlich dieser Grenze oft trüb und regnerisch blieb, setzte sich im gebietsweise eisigen Nordosten teils Sonnenschein, teils Schneefall durch. Insgesamt war der Monat sehr sonnig, zu warm und mit 48 mm Niederschlag im Bundesschnitt zu trocken.
Der Dezember startete mit leichten Nachtfrösten und kühlen, aber sonnigen Tagen. Mit Beginn der zweiten Dekade setzte leichter Schneefall ein und es stellte sich Dauerfrost mit Tiefsttemperaturen unter -10°C ein. Ab dem 19. Dezember setzte dann das Weihnachtstauwetter ein, das Jahr endete regnerisch und teilweise windig mit sehr milden Temperaturen.
Insgesamt lag die Sonnenscheindauer etwas unter dem mehrjährigen Mittel, Temperatur und Niederschlag pendelten sich ungefähr im Schnitt der vergangenen 30 Jahre ein.
Das Jahr 2022 hat wieder einmal Wetterrekorde gebrochen. Es war eines der zwei wärmsten Jahre seit Messbeginn. Außerdem war es mit 2025 Sonnenstunden das sonnigste Jahr seit Beginn der Messungen im Jahre 1951. Es reiht sich außerdem mit etwa 15 % weniger Niederschlag im Vergleich zum langjährigen Mittel als zwölftes Jahr in Folge in die Reihe zu trockener Jahre ein.
Quelle: Deutscher Wetterdienst, 2022: Monatlicher Klimastatus Deutschland. DWD, Geschäftsbereich Klima und Umwelt, Offenbach, www.dwd.de/klimastatus und Wetteronline.de