Bereits im Rübenanbaujahr 2021 konnte ein vermehrtes Auftreten von Rost in den Zuckerrübenbeständen beobachtet werden.
Auch das Jahr 2022 zeigte, dass Rübenrost in allen Zuckerrübenanbauregionen auftreten kann.
Durch die ausgeprägte Sommertrockenheit in vielen Regionen trat die wichtigste Blattkrankheit Cercospora beticola vielerorts erst verspätet auf. Ein marginaler Rostbefall konnte in einigen Anbauregionen ab Mitte/Ende August festgestellt werden.
Bisher wurde davon ausgegangen, dass Rost eine geringe bis keine wesentliche wirtschaftliche Bedeutung hat und der Befall keine oder nur unerhebliche Ertragsverluste verursacht. Aktuelle Ergebnisse zeigen jedoch, dass auch durch das Auftreten von Rost Verluste im Rübenertrag, Zuckergehalt und Zuckerertrag erwartet werden können.
In Zusammenarbeit mit Anbauberatern der Nordzucker AG hat die ARGE NORD e.V. in einer Praxisfläche Handernten durchgeführt, um den Ertragsverlust durch das Auftreten von Rübenrost quantifizieren zu können. Auf einem Standort bei Ahlum im Landkreis Wolfenbüttel wurde die Sorte Blandina KWS, eine neuen CR+ Genetik des Züchtungsunternehmens KWS SAAT SE & Co. KGaA, angebaut. Die Sorten mit der CR+ Genetik stehen für eine sehr hohe Toleranz gegenüber Cercospora beticola. Dennoch ist sie nicht weniger anfällig gegenüber Rübenrost, was in Ahlum deutlich wurde. Während Cercospora-Blattflecken auf vernachlässigbarem Niveau auftraten, zeigte die unbehandelte CR+ Genetik Anfang November rund 40 % Befallsstärke mit Rübenrost. Demgegenüber stand ein frühzeitig behandelter Streifen, auf welchem am 19.07.2022 das Fungizid Sphere appliziert wurde. In diesem Streifen lag der Rostbefall auf sehr geringen Niveau. Beerntet wurden in beide Streifen jeweils Parzellen von zehn Quadratmetern in fünffacher Wiederholung. Dadurch konnte der Effekt des Rübenrosts beurteilt werden.
Der Vergleich der Erträge zeigt, dass eine unterlassene Fungizidmaßnahme an diesem Standort zu einem Rübenertragsverlust von 3,2 % und Zuckerertragsverlust von 5,5 % geführt hat. Der Zuckergehalt ohne die Fungizidbehandlung mit Sphere lag relativ betrachtet um gut 2 % niedriger, als die behandelte Variante.
Auf einem weiteren Versuchsstandort in Schleswig-Holstein, in Borgstedt, trat Rübenrost ebenfalls als dominierende Blattkrankheit auf. Angebaute Sorte war hier die CR+ Genetik Inspirea KWS, welche sehr tolerant gegenüber Cercospora ist, sich jedoch gegenüber Rübenrost als anfälliger zeigt.
In dieser Sorte wurden verschiedene Fungizide auf die Wirkung gegen Rübenrost getestet. Optisch war die Behandlung mit Diadem (Mefentrifluconazol + Fluxapyroxad) am wirkungsvollsten. Der sehr gute Wirkungsgrad des Produktes spiegelt sich ebenfalls im Zuckerertrag wieder. Der zweitstärksten Effekt gegen Rübenrost konnte mit Amistar Gold beobachtet werden. Während Amistar Gold aufgrund fortschreitender Resistenzentwicklung kaum noch eine Wirkung in der Bekämpfung von Cercospora hat, zeigte es einen wirksamen Effekt gegen Rübenrost. Die Darstellung der Erträge verdeutlicht, dass der Rübenrost bekämpfungswürdig ist und eine unterlassene Fungizidmaßnahme zu Ertragsverlusten führen kann.