Die Züchtungsunternehmen arbeiten ständig an der Verbesserung der Sortenleistung neuer Zuckerrübensorten und liefern zusätzlich für fast alle Krankheiten resistente oder tolerante Sorten. Um diesen Fortschritt optimal zu nutzen, werden die Sortenleistungen in Deutschland in einem integrierten Prüfsystem geprüft. Die Versuche werden vom Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) in Göttingen organisiert, in mehreren Arbeitskreisen geplant und ständig an neue Gegebenheiten angepasst. Die Versuche werden vom IfZ und acht regionalen Arbeitsgemeinschaften durchgeführt und anschließend bundesweit verrechnet.
Die in der Zulassung befindlichen Sorten werden zwei Jahre lang in Wertprüfungen auf Ihre Vorzüglichkeit getestet. In diesen Versuchen ermittelte Werte werden an das Bundessortenamt übermittelt und dort für die Zulassung der Sorten genutzt. Die neu zugelassenen Sorten werden im Leistungsvergleich neuer Sorten (LNS) geprüft. Nach einem Prüfungsjahr im LNS werden die Sorten im Sortenleistungsvergleich (SV) ohne Nematodenbefall und die nematodentoleranten Sorten zusätzlich im Sortenleistungsvergleich nematodentoleranter Sorten (SVN) unter möglichst hohem Befall getestet.
Die ARGE NORD hat als Teil dieses Systems in diesem Jahr in Norddeutschland vier Wertprüfungen, fünf SVN und sieben SV angelegt. An zwei weiteren Standorten wurden zusätzlich SSV angehängt. Der SSV ist ein Versuchssegment, in dem Sorten mit speziellen Eigenschaften geprüft werden. Im Jahr 2020 wurden zum Beispiel sechs Sorten mit einer geringeren Anfälligkeit gegenüber Rhizoctonia solani geprüft, davon fünf mit Rhizoctoniaresistenz. Weiterhin wurde eine Sorte mit Herbizidresistenz und zwei nematodentolerante Sorten geprüft.
Im LNS werden die neu zugelassenen Sorten eines Jahres ohne Nematodenbefall geprüft. Dieser Versuch ist in die Versuche des zweiten Jahres der Wertprüfung integriert. Die Sorten des LNS werden zweifaktoriell geprüft. Dabei wird das Sortiment in der ersten Faktorstufe ohne Fungizideinsatz geprüft. In der zweiten Faktorstufe wird die Sortenleistung unter Fungizideinsatz untersucht. Dadurch ist es möglich, Aussagen über die Blattgesundheit einer Sorte zu treffen. Die Blattgesundheit gegenüber Blattkrankheiten wird zum einen durch den Toleranzwert beschrieben, welcher die Differenz zwischen dem Bereinigten Zuckerertrag mit Fungizidapplikation und dem Bereinigten Zuckerertrag ohne Fungizidapplikation darstellt. Zum anderen gibt die Boniturnote, also die optisch wahrnehmbare Befallsstärke Auskunft über die Sortenanfälligkeit. Die Befallsstärke der jeweiligen Krankheiten wird in der Stufe ohne Fungizidapplikation ermittelt und reicht von eins bis neun. Je niedriger die Zahl, desto geringer ist die Befallsstärke. Da die Wirkstoffpalette im fungiziden Bereich auch im Jahr 2022 weiter abnehmen wird, sollte bei der Sortenwahl verstärkt auf die Anfälligkeit gegenüber Blattkrankheiten geachtet werden.
Sorten, die den LNS erfolgreich durchlaufen haben, werden künftig in den Versuchsserien SV und SVN geprüft. Im SV werden die Sorten ebenfalls zweifaktoriell, mit und ohne Fungizidbehandlung, untersucht. Im SVN werden nematodentolerante Sorten unter Befall angebaut. Zusätzlich wird das Sortiment des SVNs im SV mitgeprüft, um die Sortenleistung ohne Nematodenbefall beurteilen zu können. Des Weiteren können die Ergebnisse ohne Fungizideinsatz aus dem SV für eine Einordnung der nematodentoleranten Sorten bezüglich der Toleranz gegenüber Blattkrankheiten dienen.