Die ARGE NORD hat im Versuchsjahr 2021 wieder einen Versuch zur Bekämpfung der Grünen Pfirsichblattlaus (Myzus Persicae), welche Überträgerin des Beet Mild Yellowing Virus (BMYV) ist, durchgeführt. Wie effektiv die Insektizid-Applikationen im Feld im Vergleich zu Cruiser-gebeiztem Saatgut wirken, war eine Kernfrage.
Bundesweit wurde eine Versuchsserie als Ringversuch an vier Versuchsstandorten durchgeführt und dabei durch das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) koordiniert.
An allen vier Versuchsstandorten zeigten sich sehr ähnliche Ergebnisse.
Der Versuchsstandort der ARGE NORD war 2021 wieder der Standort Heudeber in Sachsen-Anhalt.
Die Aussaat mit der Sorte Lisanna KWS wurde am 16.04.2021 auf Endabstand durchgeführt. Es wurden 12-reihige Parzellen mit einer Länge von 10 m angelegt, um zu verhindern, dass die Läuse von einer in die andere Parzelle gelangen.
Insgesamt wurden 15 verschiedene Varianten getestet.
Der Versuch beinhaltete einerseits unbehandelte Kontrollparzellen ohne Läuse und Viren, sowie andererseits Parzellen, die mit Läusen besetzt jedoch nicht mit Insektiziden behandelt wurden und daher maximale Ertragsverluste aufwiesen. Ebenfalls wurden verschiedene Insektizidprodukte, wie bspw. Teppeki, Carnadine und Mospilan getestet. Zudem wurden drei Prüfmittel der Hersteller Corteva, Bayer und Syngenta geprüft.
Im Vergleich zum letzten Jahr wurde das Versuchsdesign angepasst.
Zur Erinnerung: In 2020 konnten aufgrund der hohen Inokulationsdichten mit Blattläusen und der damit einhergehenden starken Vergilbung kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Insektizidbehandlungen und der unbehandelten Kontrolle ohne virusbeladene Läuse beobachtet werden. Denn im letzten Jahr wurden 10 virusbeladene Läuse pro Pflanze und 10 Pflanzen pro Parzelle mit Läusen inokuliert (= 100 BMYV-tragende Läuse). Die Inokulationsdichte wurde im Versuchsjahr 2021 angepasst, sodass nur noch insgesamt 30 BMYV-tragende Läuse pro Parzelle ausgesetzt wurden.
Im angepassten Versuchsdesign wurden die Insektizide zu unterschiedlichen Zeitpunkten appliziert. Zum einen wurde direkt nach der Inokulation behandelt, zum anderen erst nach 24 oder 48 Stunden. Es sollte dabei untersucht werden, wie sich der jeweilige Applikationszeitpunkt auf die Blattlausbekämpfung auswirkt. Außerdem wurden zwei verschiedene Cruiser-Varianten getestet, um zu überprüfen, ob Unterschiede im Bekämpfungserfolg zwischen den Aufwandmengen 45 g/U (Cruiser 45) und 60 g/U (Cruiser 60) vorliegen.
Eine weitere Besonderheit im Vergleich zum Versuchsdesign von 2020 war, dass die virusbeladenen Läuse zu unterschiedlichen Entwicklungszeitpunkten der Zuckerrüben in die Parzellen ausgesetzt wurden.
Die erste Inokulation fand am 19.05.21 zu BBCH 12 statt.
Zu BBCH 16 wurden die Läuse am 31.05.2021 ausgesetzt.
Es sollte untersucht werden, wie sich der „Zuflugzeitpunkt“ und der Zeitpunkt der Virusübertragung auf die Höhe des Ertragsverlustes auswirkt.
Während der Vegetationperiode wurden dann in vier-wöchigen Abständen visuelle Bonituren auf Entwicklung der Vergilbung durchgeführt.
Geerntet wurde der Versuch am 26. und 27.10.2021.
Die visuellen Bonituren sind anhand der befallenen Pflanzen in Prozent dargestellt. Im vier-wöchigen Rhythmus wurden alle Pflanzen mit Vergilbungssymptomen innerhalb der drei Kernreihen gezählt.
In der unbehandelten Kontrolle ohne Läuse konnten keine Virussymptome beobachtet werden.
Die unbehandelte Kontrolle, welche in BBCH 12 mit Läusen inokuliert, aber eben nicht mit Insektiziden behandelt wurde, zeigte schon sehr früh 100 % Befallshäufigkeit.
Die beiden behandelten Varianten mit Teppeki und Mospilan, welche ebenfalls früh inokuliert wurden und 48 Stunden später behandelt wurden, zeigen etwa 70 % Befallshäufigkeit und differenzieren sich damit gut von der unbehandelten Kontrolle. Die Insektizide haben also eine Wirkung erzielt.
Ein verbesserter Wirkungseffekt zeigt sich bei der Variante 15, welche direkt nach dem Aussetzen der Läuse mit Mospilan behandelt wurde.
Hieraus ist abzuleiten, dass mit einer früheren Behandlung höhere Wirkungsgrade erreicht werden können.
Bei den Varianten mit späterer Inokulation zu BBCH 16 (Var. 2 – 11) ist erkennbar, dass das Befallsniveau der unbehandelten Kontrolle (Var. 2), in welche Läuse ausgesetzt, aber nicht mit Insektiziden behandelt wurde, geringer ist als in der Vergleichsvariante mit Inokulation zu BBCH 12. Das bedeutet, dass je früher inokuliert wird bzw. je früher der Zuflug der Virus-tragenden Läuse stattfindet, desto mehr Zeit haben die Läuse das Virus auf die Pflanze zu übertragen und diese zu schädigen. Dementsprechend weisen die beiden Varianten deutliche Unterschiede in der Befallsintensität auf. Ende Oktober lag die spät inokulierte, unbehandelte Variante bei rund 70 % Befallshäufigkeit. Die Varianten, in denen Teppeki, Carnadine und Mospilan 24 Stunden nach Inokulation appliziert wurde, weisen etwa 20 % weniger Vergilbungssymptome als die unbehandelte Kontrolle auf.
Das Prüfmittel von Corteva schneidet im Vergleich zu den beiden anderen Prüfmitteln von Bayer und Syngenta am besten ab. Dort liegt die prozentuale Anzahl befallener Pflanzen bei rund 35 %. Bei der frühen Mospilan-Variante besteht kein Unterschied zu den 24 Stunden später behandelten Varianten.
Ertraglich konnten ebenfalls deutliche Unterschiede festgestellt werden:
So liegt die unbehandelte Kontrolle ohne Läuse und Viren bei 18,1 Tonnen Zuckerertrag pro Hektar. Am stärksten zeigt sich der Ertragseffekt durch die Vergilbungsviren in der zu BBCH 12 mit Läusen besetzten, aber unbehandelten Kontrolle. Hier konnte ein Zuckerertragsverlust von 27 % gemessen werden. Die unbehandelte Variante, bei der die Läuse in BBCH 16 ausgesetzt wurden, zeigt eine Ertragsdepression von 21,4 %.
Im Hinblick auf die Insektizidapplikation wird ersichtlich, dass die früh applizierten Mospilan-Varianten (BBCH 12 und BBCH 16), in denen die Applikation direkt nach Inokulation erfolgte, den Zuckerertrag am besten absichern konnten.
Auch die Applikationen von Teppeki, Mospilan sowie den Prüfmitteln erzielten Erfolge. Dort liegen die Zuckererträge höher als in der unbehandelten Kontrolle.
Den besten Effekt der applizierten Insektizidvarianten zeigte Carnadine, welches 24 Stunden nach der Inokulation in BBCH 16, appliziert wurde. Ob sich dieser Effekt im nächsten Jahr auch so stark zeigt, bleibt abzuwarten. Die beiden Cruiser-Varianten, mit 45 g und 60 g Thiamethoxam je Einheit, unterscheiden sich in ihrer Befallshäufigkeit nicht. Durch die neonicotinoide Saatgutausstattung können jedoch, wie erwartet, deutliche Unterschiede zu den unbehandelten Kontrollen als auch zu allen behandelten Varianten beobachtet werden. Die Befallshäufigkeit lag bei lediglich 6 % befallener Pflanzen. In beiden Cruiser-Varianten war die Befallshäufigkeit mit dem Beet Mild Yellowing Virus äußerst gering. Es konnte beobachtet werden, dass nur die Pflanzen zeichneten, die direkt von den virusbeladenen Läusen angestochen wurden. Hieraus wird ersichtlich, dass die Läuse das Virus auf die Pflanzen übertragen konnten, jedoch im Anschluss durch die Aufnahme des Wirkstoffs im Pflanzensaft starben. Dadurch konnte sich die viröse Vergilbung nicht weiter in den Parzellen ausbreiten. Ertraglich schnitten die beiden Cruiser-Varianten erwartungsgemäß mit 18,9 t/ha und 18,6 t/ha im Zuckerertrag am besten ab.