Am Standort Koldingen (LK Peine) wurde ein gemeinschaftlicher Fungizidversuch der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der ARGE NORD durchgeführt. Geprüft wurden dabei die Produkte Amistar Gold (Difenoconazol + Azoxystrobin), Propulse (Prothioconazol + Fluopyram) und Alonty (Mefentrifluconazole + Fluxapyroxad) in den beiden Sorten Blandina KWS und Thaddea KWS. Die beiden Produkte Propulse und Alonty sind bislang in der Zuckerrübe noch nicht zugelassen.
Aussaat war am 29.03.2021, geerntet wurden die Versuchsparezellen am 16.11.2021. Die Applikationstermine wurden nach den Bekämpfungsschwellen 5 %, 15 % und 45 % in den jeweiligen Sorte gesetzt.
Die Varianten 2 bis 4 der CR+ – Sorte Blandina KWS wurden am 11.08.2021 behandelt. Die Variante 5, welche sich nach der Überschreitung der Bekämpfungsschwelle von Rost richtete, wurde am 18.08.2021 behandelt.
In der Sorte Thaddea KWS war die Bekämpfungsschwelle bereits eher überschritten, sodass dort die Varianten 2 bis 4 erstmalig am 21.07.2021 behandelt wurden. Eine zweite Applikation fand am 18.08.2021 statt. Die Variante 5 wurde am 27.07.2021 und am 18.08.2021 gespritzt.
Die Bonituren der Befallsstärke von Cercospora zeigen ein deutlich höheres Befallsniveau in der Sorte Thaddea KWS im Vergleich zur CR+ – Sorte Blandina KWS. In der unbehandelten Kontrolle der Thaddea KWS konnte Ende Oktober eine Befallsstärke von 97 % Cercospora bonitiert werden. In der sehr Cercospora-toleranten Blandina KWS lag die Befallsstärke dabei bei knapp 10 % Cercospora.
Die Fungizidbehandlungen hatten alle einen Effekt auf den Cercospora-Befall.
Der beste Effekt konnte bei Propulse beobachtet werden (27 %). Auch das Produkt Alonty mit dem Wirkstoff Mefentrifluconazol zeigt eine gute Wirkung gegen Cercospora (33 %). Die beiden Amistar Gold Varianten (Variante 2 und 5) bewegten sich auf ähnlichem Niveau hinsichtlich Cercospora. Bei der Blandina KWS unterscheiden sich die behandelten Varianten nur gering von der unbehandelten Kontrolle. Differenzierungen im Befallsniveau zwischen den einzelnen Fungizidprodukten konnten in der Blandina KWS nicht beobachtet werden (3-4 % Befallsstärke in Bezug auf Cercospora).
Rübenrost spielte am Standort Koldingen eine untergeordnete Rolle.
Mehltau konnte allerdings vor allem in der Blandina KWS vermehrt beobachtet werden. Die Befallsstärke des Mehltaus zeigte, dass die CR+ – Sorte Blandina KWS anfälliger gegenüber Mehltau ist im Vergleich zur Sorte Thaddea KWS. Die Kontrolle der Blandina KWS lag dabei Ende September bei 40 % Befallsstärke von Mehltau. In Vergleich dazu lag der Mehltaubefall der Thaddea KWS auf deutlich niedrigerem Niveau mit 16 %. Die Fungizidbehandlungen konnten alle das Befallsniveau reduzieren. Hinsichtlich der Wirkung hatte auch hier das Produkt Propulse, gefolgt von dem Produkt Alonty, den besten Effekt auf Mehltau.
Die Ergebnisse zeigen, dass alle Fungizidprodukte zu einer Ertragsabsicherung führen konnten. Im Rübenertrag führte die einmalige Behandlung mit Propulse zu einer Ertragssteigerung von 9 t/ha bei der Sorte Blandina KWS. Bei der Sorte Thaddea KWS konnte der Rüberertrag durch die zweifache Behandlung mit Propulse um rund 8 t/ha gesteigert werden. Eine deutliche Absicherung ist ebenfalls im Zuckergehalt ersichtlich. Hinsichtlich des Zuckerertrags liegt die unbehandelte Blandina KWS etwa 3 t/ha höher als die unbehandelte Thaddea KWS (13,04 t Zuckerertrag pro ha). Das Produkt Propulse zeigte dabei in beiden Sorten den größten Ertragseffekt (Blandina KWS: 18,63 t/ha; Thaddea KWS: 18,02 t/ha).
Für die Fungizidprodukte wurde jeweils die bereinigte Marktleistung der beiden Sorten berechnet. Dabei wurde von der jeweiligen Marktleistung der Sorte die Kosten des Saatgutes, der Fungizidmaßnahme(n) und der damit verbundenen Überfahrten abgezogen. Es zeigt sich die höchste bereinigte Marktleistung bei der Blandina KWS, welche einmalig mit Propulse behandelt wurde (2693 €). Ein deutliche wirtschaftliche Absicherung war ebenfalls in der Thaddea KWS durch den zweimaligen Einsatz von Propulse möglich (2671 €).
Die Ergebnisse zeigen, dass Fungizidmaßnahmen mit der Blandina KWS eingespart werden können.
Die einfache Fungizidbehandlung führte in allen Varianten zu einer Ertragsabsicherung bei der Blandina KWS, da so das Befallsniveau des Mehltaus reduziert werden konnte.
Bei der Thaddea mussten hingegen zwei Behandlungen gefahren werden, um v.a. den Befalls von Cercospora minimieren und damit die Erträge absichern zu können.