Die ARGE NORD e.V. führt in jedem Jahr Sortenversuche zur Anfälligkeit gegenüber Gürtelschorf (Aphanomyces) durch. Auch in diesem Jahr wurden 27 Sorten geprüft, die in 2020 und 2021 zugelassen wurden.
Gürtelschorf wird durch den Bodenpilz Aphanomyces cochlioides verursacht und tritt meist auf sandigen Standorten mit niedrigen pH-Werten auf. Daher werden die Versuche zu Gürtelschorf auch jährlich auf leichten Böden im Einzugsgebiet des Werkes Uelzen durchgeführt. In diesem Jahr wurden die beiden Versuche in Bokel und Weddersehl, nahe Hankensbüttel, angelegt.
Zur Provozierung des Gürtelschorfbefalls wurden beide Standorte zu Reihenschluss mit zusätzlich 100 mm beregnet. Abhängig von Standort, Jahreswitterung und Sorte ist der Gürtelschorfbefall unterschiedlich stark ausgeprägt. Vor allem bei hohen Niederschlägen im späten Frühjahr bzw. im frühen Sommer kann Gürtelschorf stark auftreten. An den Rüben bilden sich dann anfänglich einzelne kleinere schorfige Stellen bis hin zu dem typischen namensgebenden gürtelförmigen Schorf. Im Anschluss entstehen Längsrisse und tiefere Einschnürungen sowie Wucherungen am Rübenkopf. Da keinerlei Symptome an den Blättern zu erkennen sind, bleibt Gürtelschorf häufig bis zur Ernte unbemerkt. Hinzu kommt, dass Gürtelschorf oft eine Eintrittspforte für Sekundärinfektionen darstellt. Je nach Befallsausprägung und Sekundärinfektionen kann Gürtelschorf auch zu Ertrags- und Qualitätsverlusten führen. Es konnten bei anfälligen Sorten Zuckerertragsverluste von bis zu 30 % festgestellt werden.
Im Versuch zu Gürtelschorf laufen als Vergleichssorten jährlich zwei als anfällig bekannte Sorten und zwei tolerante Sorten mit. Die toleranten Vergleichssorten waren in diesem Jahr Thaddea KWS und BTS 6000 RHC (Betaseed), sowie die Sorte Vanilla von Hilleshög. Im Feld zeichneten die anfälligeren Sorten in diesem Jahr relativ früh, bereits Anfang Juli konnten die ersten Gürtelschorfsymptome beobachtet werden.
Am Standort Weddersehl konnte ein wesentlich höherer Befallsdruck von Aphanomyces festgestellt werden, als in Bokel. Die Boniturnoten reichen dabei von eins bis sieben. Dabei zeigt sich, dass die beiden neuen Conviso®Smart Sorten Smart Manja KWS und Smart Mirea KWS mit einer durchschnittlichen Boniturote von eins am tolerantesten sind. Sie wiesen keinerlei Symptome auf. Ebenfalls sehr tolerant zeigen sich die Sorten Pitt, die gesunde Vergleichssorte Thaddea KWS und eine weitere Smart-Sorte, die Smart Thekla KWS. Orpheus von Strube, sowie Jellera KWS, BTS Smart 9245 und Vanilla zeigen sich im Mittel mit einer Boniturnote von bis zu zwei. Im Mittelfeld mit einer Boniturnote von über zwei bis drei bewegen sich die Sorten Maruscha KWS, Annafrieda KWS, die neue CR+ Genetik Inspirea KWS, BTS 6000 RHC, als rizomania- und rhizoctonia-tolerante Sorte sowie die neue Sorte Rhiloda von Hilleshög. Über einer Boniturnote von drei bis knapp fünf, demnach anfälliger gegenüber Gürtelschorf, liegen die Sorten Rigoletto, Florentina KWS, Clarion von Strube, die blattgesunde Sorte BTS 6975 N, Bico, Sittich und Fitis von SESVanderhave, sowie Capone, ebenfalls von Strube. Als stark anfällig und deutlich von den gesunden Sorten differenzierbar sind die Sorten Gimpel und Kakadu von SESVanderhave, sowie Caprianna KWS.
Am zweiten Standort Bokel konnte ein geringerer Befallsdruck und eine geringere Symptomausprägung beobachtet werden. In Bokel reichten die Boniturnoten im Mittel von eins bis knapp vier. Trotz des geringeren Befalls differenzierten auch hier die Sorten. Zwischen einer Boniturnote von eins und zwei finden sich wieder die Sorten Thaddea KWS als gesunde Vergleichssorte und Pitt von Strube. Ebenfalls wenig anfällig zeigen sich in Bokel die drei Conviso®Smart Sorten. Auch Orpheus und Vanilla sind tolerant gegenüber Aphanomyces, mit einer Note von unter zwei im Mittel. Insgesamt schlüsselt sich das Sortiment unter dem geringeren Druck weniger scharf auf, dennoch zeichnen die Sorten Gimpel und Kakadu von SESVanderhave und Caprianna KWS am stärksten und gehen damit innerhalb der diesjährigen Prüfung als anfälligste Sorten hervor. Auch im kommenden Jahr werden mit den aktuellen und neuen Sorten erneut Versuche zur Anfälligkeit gegenüber Gürtelschorf durchgeführt.