Mit dem drohenden Glyphosatverbot werden ganze Anbausysteme auf den Prüfstand gestellt. Die Bekämpfung von nicht abgestorbenen Zwischenfrüchten und Altverunkrautung erfolgt aktuell in den allermeisten Fällen durch den Einsatz von Glyphosat. Fällt dieses weg, müssen alternative Verfahren entwickelt werden. Besonders dann, wenn Erosionsschutz weiterhin erforderlich ist und sich der Einsatz wendender Bodenbearbeitungsgeräte verbietet.
Die Firma Zasso hat hierfür das Electroherb Verfahren entwickelt. Mittels Strom, welcher über Metallapplikatoren in die Pflanzen geleitet wird, sollen hohe Bekämpfungserfolge erzielt werden können. Das System ist aufgeteilt in den Stromgenerator, welcher im Schlepperheck angebaut wird, und die Applikatoren, die in der Fronthydraulik gehalten werden. Mit einer Spannung von ~8.000 V und einer Stromleistung von 72 kW werden die Pflanzen bekämpft. Durch die Stromzufuhr platzen die Pflanzenzellen und sterben ab. Die Wirkung soll zudem bis in die Wurzel reichen.
Dieses Verfahren hat die ARGE NORD in 2020 in einem Versuch mit anderen chemischen Applikationen auf einem Standort bei Nordstemmen getestet. Dabei kam das Electroherbsystem mit unterschiedlichen Fahrgeschwindigkeiten von 1,5 km/h und 4 km/h zum Einsatz. Daneben wurden eine Variante mit 3,75 l/ha Roundup Powerflex, eine Variante mit 16 l/ha Pelargonsäure und eine Variante mit 1 l/ha Shark plus 1 l/ha Agil getestet. Die Applikationen erfolgten alle am selben Tag, am 24.03.2020 auf einen nicht abgestorbenen Zwischenfruchtbestand. Dominierende Pflanzenarten waren Ausfallgetreide, Senf und Raps.
Die Bonituren in den Parzellen erfolgten vor und mehrfach nach der Applikation, um die Absterbeentwicklung der Pflanzen zu ermitteln. Zudem wurde die Fläche vor der Aussaat mit Grubber und Kreiselegge bearbeitet. Die Effekte der Bodenbearbeitung nach Applikation der Varianten wurde ebenfalls bonitiert.
Auffällig war, dass die Stromapplikation eine deutlichere Wirkung in der langsam gefahrenen gegenüber der schneller gefahrenen Variante zeigt. Es besteht also eine deutliche Dosis-Wirkung Beziehung. Erfolgte kein weiterer Bearbeitungsgang, reicht die Applikation des Stroms alleine jedoch nicht aus. Besonders Ausfallgetreide konnte nicht ausreichend bekämpft werden. Im Laufe der Vegetation fing stehen gebliebenes Ausfallgetreide wieder an zu grünen und zu bestocken. Die beste Variante stellte die Anwendung von Glyphosat dar. Hier konnten Bekämpfungserfolge von an die 100 % erzielt werden. Die Pelargonsäure zeigte anfangs starke Verbräunungseffekte an den Blättern. Eine nachhaltige Wirkung war nicht gegeben. Shark und Agil zeigten Wirkung. Da die Wirkung jedoch sehr spät einsetzte, konnte die vollständige Wirkung nicht bonitiert werden.
Durch die Bodenbearbeitungsgänge konnte die Wirkung in allen Varianten noch einmal erhöht werden.