Mit einer Mitteltemperatur von 4,1 Grad fiel der Winter 2019/20 über zweieinhalb Grad milder als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre aus. Damit war es nach 2006/07 der zweitwärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Im Nordosten steht er sogar an der Spitze aller Winter der vergangenen 140 Jahre.
Der Januar 2020 war überdurchschnittlich mild, es war um zweieinhalb Grad wärmer als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre. Daher blieb es weitgehend frostfrei und nur in den Mittelgebirgen und im Süden reichte es an einigen Stellen für mehrere Tage währenden Dauerfrost. Nur für kurze Zeit gab es im Süden und in der Mitte Deutschlands ein paar Tage mit Dauerfrost und mäßigem, ganz vereinzelt auch strengem Nachtfrost. Auch die Schneemengen blieben kläglich. Leider war der Monat deutschlandweit gesehen auch sehr trocken. Im Norden und in der Mitte regnete es zwar teilweise überdurchschnittlich viel, aber im Süden gab es in manchen Orten nicht einmal 10 Liter. Im Mittel ergaben sich daraus 45 Liter pro Quadratmeter. Das sind nur 70 % des langjährigen Mittels. Hinsichtlich der Sonnenstunden gab es große Unterschiede zwischen den Regionen. Die meisten Sonnenstunden konnten im Süden mit bis zu 100 Stunden verzeichnet werden, im Nordwesten kam man auf nicht einmal 20 Sonnenstunden.
Auch im Februar wurden neue Temperaturrekorde gebrochen, es wurde noch wärmer. Die Temperaturen waren im Mittel fast vier Grad wärmer als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre. Aus diesem Grund gab es auch kaum Schnee und Kaltluft konnte sich nur kurzzeitig durchsetzen. Ursache für die hohen Temperaturen waren mehrere atlantische Tiefs, die immer wieder sehr milde Luft heranführten. Aus ihnen entwickelten sich teils schwere Stürme. Schwere Schäden hinterließ zum Beispiel Orkan Sabine, der in weiten Teilen Europas am 09. und 10. Februar wütete. Diese Tiefs brachten auch viel Regen mit, so dass es bundesweit mehr als doppelt so viel Niederschlag gab wie im langjährigen Mittel. Dementsprechend waren kaum Sonnenstunden zu verzeichnen. So gab es in einigen Orten in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen nur etwa 30 Sonnenstunden.
Die wechselhafte und stürmische Wetterlage dauerte bis in den März an, wurde aber bald von einem Hochdruckgebiet verdrängt, das den Frühling mit Temperaturen bis 20 °C mitbrachte. In der dritten Monatsdekade wurde es dann noch einmal kalt. Vielerorts waren dies die kältesten Nächte des Jahres und am Ende des Monats fiel im Osten sogar noch Schnee. Insgesamt war der März 2020 aber sehr sonnig und warm.
Der April 2020 war in Deutschland der sonnigste April seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Sonne schien deutschlandweit im Schnitt 290 Stunden. Das sonnige Wetter lockte viele Menschen während des Corona-Lockdowns nach draußen, um die Sonne zu genießen. Für die Landwirtschaft war das Wetter weniger schön, da es auch fast den ganzen Monat nicht geregnet hat. So kam es zu einer Dürre im Frühjahr, der Feldaufgang der Rüben verzögerte sich extrem, es kam zur Entwicklung von Etagenrüben. In der Folge stieg die Waldbrandgefahr stark an. Regional kam es auch zu größeren Feuern. Erst Ende des Monats kam in einigen Regionen der lang ersehnte Regen.
Auch der Mai startete zunächst unter Hochdruckeinfluss sonnig und warm, aber pünktlich zu den Eisheiligen kam mit einer nördlichen Strömung Polarluft zu uns. Dadurch gab es starke Nachtfröste, die zum Teil zu Schäden an der schon weit entwickelten Vegetation führten. Im letzten Monatsdrittel wurde es dann unter Hochdruckeinfluss wieder deutlich wärmer, im Schnitt war der Monat aber leicht unterdurchschnittlich warm.
Anfang Juni wurde der Hochdrucklage durch einen polaren Kaltlufteinbruch ein Ende gesetzt und die sogenannte Schafskälte setzte ein. Dabei blieben die Nachttemperaturen einstellig und am Tag wurde es nicht wärmer als 20 Grad. Auch der Rest des Monats zeigte sich eher wechselhaft. Die Durchschnittstemperatur im Juni lag letztendlich nur ein halbes Grad höher als im langjährigem Mittel wodurch der Monat Juni der „kühlste“ seit fünf Jahren war. Auch die Regenmengen im Juni 2020 waren landesweit eher durchschnittlich. Es gab aber in einigen Regionen Starkregenereignisse. In Sachsen-Anhalt kam es beispielsweise Mitte Juni zu Überflutungen, da dort durch ein Gewitter 133 Liter gefallen waren.
Leider zeigte sich der Juli wieder deutlich trockener, an den Küsten und am Alpenrand fiel zwar ausreichend Regen, aber in anderen Regionen wie zum Beispiel Sachsen, war es so trocken, dass die Blätter an den Bäumen schon braun wurden. Im Landesschnitt erreichte das Mittel nur etwa 50 Liter pro Quadratmeter, was deutlich unter dem langjährigen Schnitt liegt. Die Sonne zeigte sich hauptsächlich im Süden, der Norden wurde durch Tiefs mit wolkenreicher und kühler Meeresluft mit meist kühleren Temperaturen bedacht. Obwohl es gegen Ende des Monats eine kleine Hitzewelle gab, war der Juli wegen der kalten Nächte insgesamt durchschnittlich temperiert.
Der August hingegen wurde wieder zu einem Hitzemonat. Nachdem es wegen einer Kaltfront zu Beginn des Monats kräftig regnete, brachte ein kräftiges Hoch heiße Saharaluft nach Deutschland. Diese brachte eine Hitzewelle, die am 14. August durch schwere Gewitter mit Sturmböen und Hagel beendet wurde. Auch danach gab es immer wieder kräftige Gewitter durch eine Westwetterlage. Sturmtief Kirsten eröffnete die Sturmsaison sehr früh und brachte Endes des Monats Dauerregen und verursachte Schäden durch Sturmböen.
Der September stand in den ersten Wochen unter Hochdruckeinfluss, dadurch gab es sehr viel Sonnenschein und hochsommerliche Temperaturen. Erst gegen Monatsende änderte sich die Wetterlage und Tiefs vom Atlantik brachten ergiebige Regenfälle und herbstliche Temperaturen. Der Monat war insgesamt sehr sonnig, überdurchschnittlich warm und deutlich zu trocken.
Nachdem auch der Oktober noch mit warmem Wetter gestartet war, drehte der Wind in der zweiten Dekade auf Nord bis Nordost. Dadurch wurde es deutlich kälter, es kam verbreitet zu ersten Bodenfrösten. Ende des Monats wurde es durch den Einfluss von Atlantiktiefs wieder wärmer und die Menschen konnten einige goldene Oktobertage genießen. Der Oktober war insgesamt viel nasser als der September. Es regnete im Mittel etwa 75 Liter pro Quadratmeter. Entsprechend war die Sonnenscheindauer eher gering.
Der November war zunächst ungewöhnlich sonnig und mild, es wurden Temperaturen bis 24 °C gemessen. Dafür sorgte eine warme Südwestwetterlage, die bis zum 18. November anhielt. Danach wurde das Wetter deutlich trüber und nasser. Zum Ende des Monats gab es die ersten Frosttage und Schnee bis ins Flachland. Der Monat war der zweitsonnigste und gleichzeitig trockenste Monat seit dreißig Jahren.
Der Dezember startete mit einer kühlen, trockenen und zu Nebel und Hochnebel neigenden Witterungsphase. Zur Monatsmitte wurde das Wetter deutlich milder, die Höchsttemperaturen waren teilweise zweistellig, es wurden an einigen Wetterstationen neue Rekorde aufgestellt. Erst zum ersten Weihnachtsfeiertag kam eine Kaltfront, die bis in mittlere Lagen zum ersehnten Schneefall führte. Kurz nach Weihnachten sorgte Sturmtief „Hermine“ für stärkere Schneefälle in den westlichen Mittelgebirgen. Beeinflusst durch dieses Tief endete das Jahr nasskalt und winterlich.
Das Jahr 2020 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Es reiht sich außerdem in die Reihe zu trockener Jahre ein.