Fungizide und insektizide Wirkstoffe werden kombiniert und als Beizen in die Pillierung der Zuckerrübensamen eingearbeitet. Bei der Beizung kann eine geringe Dosierung sehr hohe Wirkungsgrade erzielen, weil die Wirkstoffe sehr nah am Keimling sind. Alljährlich werden von den Arbeitsgemeinschaften und der Industrie Feldversuche angelegt, um die besten Wirkstoffkombinationen zu finden. Die junge Rübenpflanze soll vor unterirdischen und oberirdischen Fraßschädlingen und Blattläusen geschützt werden. Dabei gelangt viel weniger Wirkstoff in die Umwelt als bei einer Flächenbehandlung.
Der Samen wird erst poliert und anschließend mit einer schützenden Hüllmasse aus gemahlenem Torf und Ton umgeben. Der Prozess der Umhüllung und Einbringung von Pflanzenschutzwirkstoffen wird als Pillierung bezeichnet. Dazu gehören Fungizide und Insektizide. Neben systemischen Insektiziden aus der Gruppe der Neonicotinoide (Imidacloprid, Thiamethoxam und Clothianidin) enthält die Pillenhüllmasse Kontaktinsektizide (Tefluthrin und beta-Cyfluthrin).
Der Landwirt kann zwischen Pillierungsprodukten mit unterschiedlicher Dosierung der Insektizide wählen: Poncho Beta+ (Clothianidin, Imidacloprid + beta-Cyfluthrin) und Cruiser Force SB (Thiamethoxam, Tefluthrin) sind Produkte mit relativ hoher Dosierung. Die Wirkung von Cruiser Force SB und Poncho Beta+ hält beispielweise gegenüber Blattläusen bis nach Reihenschluss an. Sombrero (Imidacloprid) weist eine mittlere Dosierung an Insektiziden auf. Das Produkt besteht ausschließlich aus einem systemischen Insektizid, die oberirdische Wirkung ist vergleichbar mit der Wirkung der hoch dosierten Produkte. Es ist aber kein Kontaktinsektizid beteiligt, das die Wurzel zusätzlich mit einem Beizhof schützt. Bei Force Magna (Thiamethoxam, Tefluthrin) handelt es sich um ein Pillierungsprodukt mit niedriger Dosierung. Der oberirdische Schutz dieses Produktes hält nur bis zum 4- bis 6-Blattstadium an.
Drainageauflagen
Nach den derzeit geltenden Zulassungsbestimmungen unterliegen die Pillierungsprodukte Poncho Beta+ und Sombrero bestimmten Auflagen: Während Zuckerrübensaatgut mit der Beize Sombrero erst nach dem 15. März auf drainierten Flächen ausgebracht werden darf (NW810), besteht für Saatgut mit der Beize Poncho Beta+ ab dem Jahr 2016 ein komplettes Ausbringungsverbot auf drainierten Flächen (NW811).
Die ARGE NORD hat im Jahr 2017 auf den Flächen des Rübentages in Rössing einen Pillierungsversuch durchgeführt. Das unterirdische Schädlingsaufkommen war sehr gering, sodass keine Unterschiede im Feldaufgang erkennbar waren. Im Verlauf der Vegetation war das Aufkommen der Schwarzen Bohnenlaus nur schwach, sodass auch die Wirksamkeit der Mittel auf die Läusepopulation nicht zu ermitteln war.
Zusätzlich hat die ARGE NORD einen Versuch in Groß Mahner angelegt, an diesem Standort kommen häufig Drahtwurm und Tausendfüßler vor. Es konnte gezeigt werden, dass auch die Beizung nur mit dem Kontaktinsektizid Tefluthrin die unterirdischen Schädlinge zurückhält. Oberirdisch war im Vergleich zu den anderen Beizen Blattfraß festzustellen.
Es liegt eine zweijährige Auswertung der IfZ Ergebnisse aus 2016 und 2017 auf den Feldaufgang in Abhängigkeit von der Insektizidbehandlung vor. Bei den Versuchen mit deutlichem Befall unterirdischer Schädlinge erzielt Poncho Beta zum Abschluss des Feldaufganges den höchsten Feldaufgang (87,7 %), gefolgt von Force Magna (86,2 %), Cruiser Force SB (85,5 %) und Sombrero (85,0 %). Damit sind die Unterschiede nur gering, allerdings liegen sie etwa 20 % über den Feldaufgängen in den Kontrollen (65,1 %).
Bei der frühen Zählung (circa 40-50 %) sind die Unterschiede zwischen den Varianten größer. Den höchsten Wert hat Force Magna (58,4 %), den niedrigsten zeigt Sombrero (51,2 %). Die Zählung in den Kontrollen ergab nur 46,9 %, damit sind die Feldaufgänge im Vergleich zu unbehandelt etwa 10 % höher.
Bei der einjährigen Auswertung von 6 Versuchen gegen Moosknopfkäferfraß zeigte Force Magna die höchsten Fraßschäden und damit die geringste Wirkung, gefolgt von Cruiser Force mit deutlich weniger Fraßschäden. Die geringsten Fraßschäden und damit die beste Wirkung erzielten Poncho Beta und Sombrero.
Die Ergebnisse finden Sie in den Diagrammen.
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